Seit zwanzig Jahren spüren der Cellist Vincent Courtois und der Schauspieler Pierre Baux in offenen Formen, die die akustische Plastizität der Sprache den Risiken der Improvisation aussetzen, den Bezügen von Musik und Literatur nach. Diesmal tauchen sie unter der Leitung der niederländischen Klarinettistin und Komponistin Fie Schouten in das Sprachlabyrinth von George Perecs Espèces d’espaces, halb Essay, halb Prosagedicht über den Raum und seine Bewohner. Der Text in seinen konzentrischen Variationen wird zum Instrument der Ergründung von Begriff und Funktion des Raums in der Musik. Ein nicht einzuordnendes, in jedem Augenblick spannendes Projekt, ein virtuoses Spiel mit Gegenwart und Leere, das im Schnittbereich von Improvisation und Musiktheater selbst einen neuen, noch nie bewohnten Innenraum entwirft.

Seit sie sich 2004, damals achtzehnjährig, in Frankreich angesiedelt hat, lässt die kolumbianische Sängerin und Perkussionistin Alejandra Charry keine Gelegenheit aus, die traditionellen Vokaltechniken, Formen und Rhythmen ihres Heimatlandes in Gesellschaft der waghalsigsten Talente der jungen europäischen Jazz-Szene den unwahrscheinlichsten Metamorphosen zu unterwerfen. Im Quartett mit dem Kontrabassisten Thibault Cellier, der Tenorsaxofonistin Sakina Abdou und Moises Zamora Mesù an Marimba und Percussions treibt sie ihre universalistische Utopie noch einen Schritt voran, über unerhörte Brücken zwischen der lyrischen Expressivität, dem Freiheitsdrang des zeitgenössischen Neo-Free-Jazz und ihrem ureigenen Erbgut aus Tanz, Trance und weltumspannender Melodik.