Seit beinahe 30 Jahren dekonstruiert Denis Charolles, Gründungsmitglied des Kollektivs Les Musiques à Ouïrj mit ausgeprägter Freude am Spiel alle etablierten Formen der Musik. Orange Sockets ist eigentlich ein Trio: Charolles am Schlagzeug, Christophe Girard am Akkordeon und Julien Eil an Klarinette und Saxofonen. Doch der Multi-Instrumentalist Charolles hat die Formation mit Flügelhorn, Metallophon und präparierter Posaune zum vielfarbigen Orchester ausgebaut. Sie stützen sich auf ausgeklügelte Komposition im Stil der Kammermusik und lösen sie im nächsten Augenblick respektlos und spontan in radikal fröhlicher Improvisation auf.

Er geht auf die 70 zu und zählt zu den lebenden Legenden der Jazz-Szene von Chicago. Kahil El’Zabar, Schlagzeuger und Perkussionist, glaubt an die einigende Kraft der Great Black Music, an die Urmutter Afrika, und entwickelt aus diesem Glauben heraus eine barocke Synthese aller Formen, die die Schwarze Musik seit Beginn des 20. Jahrhunderts angenommen hat, von den Wurzeln Blues und Gospel über Jazz, Rythm’n’blues und Funk bis hin zu Hip-Hop und House. In seinem neuen Quartett, aus dem die glasklare Phrasierung des Trompeters Corey Wilkes hervorsticht, wechseln modale Improvisationen à la John Coltrane mit einee Hommage an den Soul-Saxofonisten Eddie Harris, vor allem aber lange esoterische Sequenzen, die in ergreifenden Klageliedern ein verlorenes, vielleicht auch nur imaginiertes Afrika beschwören.