Sie zählt zu den Geheimtipps und ist doch eine prägende Figur der US-amerikanischen Jazz-Avantgarde. Die Pianistin Angelica Sanchez hat an der Seite von Tony Malaby, Wadada Leo Smith, Nicole Michell oder Marilyn Crispell mehr als einmal Unerschrockenheit bewiesen. Daneben entwickelt sie ihre persönliche Musik, die bei aller fast religiösen Strenge überaus lyrisch und poetisch ist. Erstmals eröffnet sie an diesem Abend den Dialog mit dem britischen Kontrabassisten Barry Guy und dem spanischen Schlagzeuger Ramon Lopez, zwei gewichtigen Gestalten der europäischen Improvisationsmusik, die schon so manches gemeinsame Projekt verbindet. Ganz ohne Zweifel findet Sanchez mit ihrem eruptiven, fragmentarischen Spiel den Zugang zu diesem Ryhthmus-Block, der zwar organisch dicht ist, doch offen für jeden sinnlichen Impuls.

Der Saxofonist Philipp Gropper zählt in der Berliner Jazzszene, sei es als Leader seines eigenen Quartetts namens Philm oder als Element in Fusion in Oliver Steidles Formation The Killing Popes. Sein resolut zeitgenössisches Credo ist die permanente Erneuerung und Erweiterung der Inspirationsquellen im immer tieferen Vordringen in die Leer- und Zwischenräume, die die etablierten Genres nicht einmal wahrnehmen. So auch in diesem Quintett mit der italienischen Sängerin Gaia Mattiuzzi, dem Schlagzeuger Moritz Baumgärtner, dem Elektronik-Zauberer Grischa Lichtenberg und der Cellistin Elisabeth Coudoux: Der Diskurs, den sie gemeinsam im Grenzgebiet zwischen experimentaler Elektronik, Free Jazz und Noise entwerfen, skizziert unvermutete abstrakte Klanglandschaften, kopfbetont und zugleich expressionistisch, triebhaft, brutal.

Jazzpassage: deutsch-französische Konzerte in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro Offenburg / mit Unterstützung der AJC